Warum in Bremerhaven keine Jugendländerspiele mehr stattfinden

Warum in Bremerhaven keine Jugendländerspiele mehr stattfinden

Der Bremer Fußball-Verband (BFV) ist ab 22. März Gastgeber für die EM-Qualifikation der U19-Junioren. Gespielt wird auf Platz elf am Weserstadion, in Oberneuland und im Stadion Obervieland. Dass Bremerhaven auf der Liste fehlt, hat Gründe.

DIESES MUSTER NUR NACH ABSPRACHE

Länderspiel

Für den BFV ist es eine große Sache, die U19-Eliterunde ausrichten zu dürfen. „Das kann man schon als Sahnestück bezeichnen. Wir wollten eigentlich das Turnier der U19-Juniorinnen haben, aber das ist nach Norwegen gegangen. Umso mehr freuen wir uns, dass wir jetzt bei den U19-Junioren einspringen konnten“, sagt Jurij Zigon, Vorsitzender des BFV-Jugendausschusses. Die U19-Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), in der das Gnarrenburger Ex-Werder-Talent Keke Topp (Schalke 04) zu den bekannteren Gesichtern gehört, kämpft mit Italien, Belgien und Slowenien um ein Ticket für die Europameisterschaft, die im Juli in Malta stattfinden wird. Nur der Gruppensieger kommt weiter.

U19-Bundstrainer Guido Streichsbier tritt mit seiner Mannschaft in der EM-Qualifikation gegen Italien (22. März), Belgien (25. März) und Slowenien (28. März) an.

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U19-Bundstrainer Guido Streichsbier tritt mit seiner Mannschaft in der EM-Qualifikation gegen Italien (22. März), Belgien (25. März) und Slowenien (28. März) an.

Dass Bremen den Zuschlag bekommen hat, liegt laut Zigon an den guten Erfahrungen, die der DFB vor elf Jahren gemacht hat. 2012 war der BFV bereits Ausrichter für die U17-Eliterunde. Die DFB-Talente um die späteren Bundesligastars Leon Goretzka, Serge Gnabry, Niclas Süle und Julian Brandt lösten in der Hansestadt ihr EM-Ticket gegen die Türkei, Bulgarien und Portugal. „Wir wurden bewusst ausgewählt, weil man beim DFB weiß, dass wir das hinbekommen“, erklärt Zigon. „Vielleicht gibt es irgendwo bessere Stadien, Trainingsplätze und Hotels - aber nicht in dieser Konstellation.“

Der DFB hat einen Anforderungskatalog erstellt

Der DFB hat einen „Anforderungskatalog Länderspielvergabe“ für U-Nationalmannschaften erstellt, aus dem hervorgeht, warum Bremerhaven mit dem Nordseestadion für so ein „Highlight für die Region“ aktuell nicht infrage kommt. Dabei geht es weniger um Punkte wie die Erreichbarkeit - so sollen die Juniorenteams eine maximale Fahrzeit von anderthalb Stunden vom Flughafen zum Hotel haben, der Weg vom Hotel zum Stadion wird mit 45 Minuten angegeben.

Ans Eingemachte geht es eher bei den infrastrukturellen Voraussetzungen. Neben Kabinen für die Mannschaften, Trainer, Schiedsrichter, Einlaufkinder und das Maskottchen werden auch ein Büro für das Organisationsteam und ein Vip-Raum für mindestens 150 Personen vorausgesetzt. Die Qualität des Rasens (Naturrasen, sehr gut, Länge 16 bis 24 mm) spielt ebenso eine Rolle wie die Zahl der Parkplätze und Fahnenmasten (drei). Darüber hinaus hat sich der DFB Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben - Produkte aus fairem Handel und Mehrwegbesteck seien „Möglichkeiten für ein nachhaltiges Länderspiel“.

Zigon hofft, dass auf Länderspiel-Tauglichkeit geachtet wird

Zigon, der als Delegationsleiter bei mehr als 100 U-Länderspielen im Einsatz war, bedauert es, dass Bremerhaven wegen des Zustands des Nordseestadions bei internationalen Partien außen vor ist. „Ein tropfendes Dach ist kein Bewerbungsschreiben, das muss man so ehrlich sagen“, erinnert der BFV-Experte an das DFB-Pokalspiel der Leher TS im Jahr 2017 gegen den 1. FC Köln, als die Tribünengäste bei Regen nass wurden. Dass in den nächsten Jahren ein Millionenbetrag in die Sanierung des Nordseestadions gesteckt wird, stimmt ihn zuversichtlich - allerdings müssten die Belange des Fußballs berücksichtigt werden. „Es würde mich freuen, wenn wir nach der Sanierung wieder ein Länderspiel in Bremerhaven ausrichten könnten. Dafür muss das Nordseestadion aber auch länderspieltauglich sein“, so Zigon.

In die Sanierung des Nordseestadions sollen Millionen fließen. Aktuell können dort keine Jugendländerspiele ausgetragen werden.

© Arnd Hartmann

In die Sanierung des Nordseestadions sollen Millionen fließen. Aktuell können dort keine Jugendländerspiele ausgetragen werden.

Immerhin gibt es ja noch die Idee, Wilfried Zander ein Abschiedsspiel zu schenken. Der erste Verbandstrainer in der Geschichte des BFV und frühere Assistenztrainer der U21-Nationalmannschaft ist im vergangenen Jahr in den Ruhestand gegangen, will sein Netzwerk beim DFB aber gerne für seine Heimatstadt nutzen. „Ich habe beim DFB einen gut und verfüge über Kontakte, die man aktivieren kann“, sagt der 66-Jährige. Auch bei den letzten beiden Länderspielen, die im Nordseestadion stattfanden, hatte Zander seine Finger im Spiel - 2011 fertigten die U19-Juniorinnen Russland mit 5:0 ab, ein Jahr später gewann die U15 des DFB mit 3:1 gegen die Niederlande.

Bremerhaven von der Fußball-Landkarte abgeschnitten

Ebenso wie Zigon ist es Zander ein Anliegen, dass bei der Sanierung des Nordseestadions das Thema Länderspiele mitbedacht wird: „Die Anforderungen des DFB steigen, das muss einem klar sein. Wir müssen in Bremerhaven aufpassen, dass wir nicht von der Fußball-Landkarte abgeschnitten werden.“ Zanders Rat an die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung lautet daher, „in die Zukunft zu bauen und nicht hinterherzuhecheln.“

Beim Amt für Sport und Freizeit stößt er damit auf offene Ohren. Jens Ennen, der sich in der ämterübergreifenden Arbeitsgruppe zur Stadionsanierung engagiert, kennt den Anforderungskatalog des DFB. „Wir schauen uns das kritisch an. Aus meiner Sicht ist da nichts Unmögliches dabei. Wir wollen bei der Sanierung auf jeden Fall die Kriterien des DFB erfüllen“, erklärt Ennen

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Erstellt:
09.03.2023, 14:31 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 15sec

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