Gibt es einen zweiten Anlauf zum Bau des Offshore-Terminals Bremerhaven?

Gibt es einen zweiten Anlauf zum Bau des Offshore-Terminals Bremerhaven?

Wird es einen zweiten Anlauf für einen Offshore-Terminal geben? Es gibt viele Hinweise, dass der Senat die Chancen nutzen will, die die Energiewende für Bremerhaven bietet. Und das geht am besten mit einem Terminal im Süden der Stadt an der Weser.

Ein OTB für die Energiewende?

Von Offshore bis Lithium: Ein „Energiewendehafen“ würde große Chancen für Bremerhaven bieten

Den Begriff Offshore-Terminal benutzt niemand mehr. Der Name des Projekts, das krachend vor Gericht gescheitert war, ist politisch verbrannt. Als Regierungschef Andreas Bovenschulte (SPD) das Umschlagunternehmen Eurogate besucht hatte, sprach er von einem „Energiewendehafen“ im Süden der Stadt mit einem riesigen Potenzial für Produktion. Tatsächlich gibt es Überlegungen, im Fischereihafen für die Energiewende zu arbeiten. Der gescheiterte Hafen im Blexer Bogen könnte dabei wiederbelebt werden.

„Bremerhaven kann eine zentrale Rolle spielen bei der Realisierung der Energiewende“, sagte Bovenschulte und verwies auf den Bundeswirtschaftsminister, der erkannt habe, dass die bisherige Infrastruktur nicht reiche. „Die Häfen bilden da die Schlüsselrolle“, sagte Bovenschulte.

Es geht um mehr als nur um Offshore

Inzwischen wäre der Name OTB auch inhaltlich unzureichend: Es geht längst nicht mehr nur um die Verladung von Windkraftanlagen. Inzwischen soll der Hafen mit seinen großen freien Flächen in der Nachbarschaft noch für viele andere Nutzungen zur Verfügung stehen, die mit der Energiewende verbunden sind. Deshalb müsste er auch größer ausfallen, als die bisherigen OTB-Planungen vorsahen.

Was alles möglich sein könnte, steht in der Potenzialstudie für den Fischereihafen. Sie wird kommenden Woche vorgestellt. Da geht es neben dem Umschlag von Offshore-Komponenten auch um den Import von Wasserstoff.

Der Treibstoff der Energiewende wird in großen Mengen gebraucht. Da nur ein Teil in Deutschland hergestellt werden kann, dürfte der Import eine große Rolle spielen. Schon jetzt wäre es möglich, Wasserstoff in Containern an der Stromkaje umzuschlagen, wie in einem Gutachten des Instituts für Seeverkehr und Logistik (ISL) ausgeführt wird. Derzeit werden aber auch spezielle Druckgas-Transportschiffe entwickelt.

Das ist aber noch lange nicht alles. Für die Umstellung der Autos auf Elektroantrieb werden Unmengen an Lithium-Batterien benötigt. Umschlag, Zwischenlagerung und Produktion für einen Zulieferer der Automobilindustrie könnten eine Chance für Bremerhaven sein.

Recycling von Rotorblättern

Auch über das Recycling von Rotorblättern ausgedienter Offshore-Windkraftanlagen ist bereits viel nachgedacht worden. Um von diesem Geschäft im Fischereihafen profitieren zu können, wäre ebenfalls ein Terminal von Vorteil, das auch große Schiffe anlaufen können.

Das gilt natürlich auch für den Umschlag von neuen Windkraftanlagen. Angesichts der enormen Ausbauziele der Bundesregierung für Windparks auf hoher See weisen Fachleute darauf hin, dass Deutschland neben Cuxhaven einen weiteren Terminal braucht. Häfen wie Eemshaven in den Nachbarländern werden bald nicht mehr zur Verfügung stehen, weil auch die Ausbauziele dieser Nachbarn nach oben korrigiert worden sind und die Hafen-Kapazitäten selbst benötigt werden.

Der neue Hafen könnte auch dazu dienen, CO2 zu exportieren zur Lagerung in anderen Ländern wie Norwegen. Es gibt Industriebereiche, die nicht klimaneutral arbeiten können. Sie müssen das Kohlendioxid künftig absondern und zu den Speicherstätten transportieren.

In dem Gutachten wird darauf hingewiesen, dass Bremerhaven im Fischereihafen die Potenziale am besten verwirklichen kann mit einem Zugang zur Weser. Mit einem Terminal und womöglich zusätzlich mit einem Dockhafen für das umweltschonende Recycling von Schiffen.

Das sind große Chancen für Bremerhaven. Bovenschulte machte klar, dass der Ausbau mit Vollgas vorangetrieben werden muss. Er verwies auf die LNG-Terminals, die mit hohem Tempo verwirklicht wurden.

Weiterhin hohe Anforderungen an den Naturschutz

Die Potenzialanalyse erinnert aber auch daran, dass am Blexer Bogen hohe Naturschutzvorgaben gelten. Auch an denen scheiterte der OTB, weil den Richtern nicht der Bedarf vermittelt werden konnte, der den Schaden für die Umwelt rechtfertigen könnte. Es wird nun die Frage sein, ob mit dem Verweis auf die Energiewende die Richter überzeugt werden können, falls man auch den „Energiewendehafen“ im Blexer Bogen plant und er erneut beklagt werden würde.

In der Potenzialanalyse trauen sich die Autoren keine Prognose zu. Heike Winkler, Geschäftsführerin der WAB, hat eine klare Meinung: „Die nationale Hafenstrategie und die nationale Wasserstoffstrategie bieten genug Grundlage, um sagen zu können, wir brauchen den Hafen“, sagt sie. Die Offshore-Windenergie sei systemrelevant, sodass andere Interessen an die zweite Stelle rückten. „Es geht um die Wurst. Wir müssen dem Klimawandel etwas entgegensetzen. Klimaschutz, Dekarbonisierung und Energiewende müssen in einem Atemzug genannt werden, und all dies wird mit dem Hochlauf für Offshore-Windanlagen, auch für die Produktion von grünem Wasserstoff möglich.“

Bremerhaven kann eine zentrale Rolle spielen bei der Realisierung der Energiewende.
Andreas Bovenschulte
Porträt von Andreas Bovenschulte

© Hauke-Christian Dittrich/dpa/Archivbild