
Da geht‘s lang: Die gelb-blau-grünen Weser-Radweg-Schilder sind eine ausgezeichnete Orientierungshilfe und finden sich in regelmäßigen Abständen entlang der Strecke.
Foto: Mark Schröder
Weser-Radweg
Bei dieser Radtour muss man zweimal an Bord
Wussten Sie, dass die beliebteste Radtour Deutschlands in Bremerhaven beginnt? Oder in Wremen, Sandstedt und Nordenham? Alle Orte liegen am Weser-Radweg, der Nummer eins unter den Fahrradstrecken hierzulande. Mit dieser Empfehlung wollen wir Lust aufs Radfahren machen. Die erste Tour führt über 53 Kilometer auf beiden Seiten der Weser entlang. Gleich zwei Fähren sorgen für einen abwechslungsreichen Rundkurs.
Zu Beginn unserer Tour heißt es: absteigen. Auf dem Weg von Bremerhaven nach Nordenham haben die Beine noch Ruhepause, für den nötigen Schwung sorgen die Dieselmotoren der Weserfähre. Die einfache Fahrt inklusive Rad kostet 4,20 Euro (Kinder: 2,70 Euro). Für ein paar Euro mehr lassen sich die Fahrradtaschen im bordeigenen Kiosk mit Leckereien füllen. Kostenlos ist dagegen der sagenhafte Blick zurück auf die Skyline von Bremerhaven.

Foto: Mark Schröder
Gut ausgeschildert
In Blexen angekommen, geht es endlich in den Sattel. Sofort begrüßen einen die weißen Hinweisschilder, auf denen ein grüner Pfeil über einem Fahrrad die Richtung anzeigt. Tausende davon weisen Radfahrern entlang des insgesamt 520 Kilometer langen Weser-Radwegs zwischen Hann. Münden und Cuxhaven den Weg. Wer sich nicht allein auf die Schilder verlassen möchte, dem bietet die Weser-Radweg-App eine sehr komfortable Alternative. Auf der lilafarbenen Route zeigt ein blauer Punkt dank
GPS-Daten den exakten Standort des Radfahrers an.
Auch Sehenswürdigkeiten, Restaurants oder Herbergen sind in der App zu finden. Von Blexen bis Brake führt unsere Strecke zunächst auf der Hauptroute der siebten Etappe gen Süden, später geht es auf der Alternativroute zurück nach Bremerhaven.
Es kommt Urlaubsstimmung auf
Nach den ersten – nicht gerade sehr ansehnlichen – acht Kilometern kommt endlich so etwas wie Urlaubsstimmung auf. Mitten in Nordenham liegt ein kleiner Strand am Weserufer samt Kinderspielplatz. Direkt daneben rollt man mit dem Rad über eine Holzbrücke hinunter zu einem der Lieblingsplätze der Nordenhamer: dem Union-Pier. Auf einer der Bänke direkt am Wasser schmeckt der Proviant gleich doppelt so gut.
Er ist einer der Lieblingsplätze der Nordenhamer und ein wunderbarer Ort für einen Zwischenstopp: Näher als auf dem Union-Pier kommt man der Weser entlang der Radtour nur ganz selten.
Nach etwa zehn Kilometern liegt Nordenham hinter uns. Ab jetzt führt der Radweg direkt unterhalb des Deichs entlang. Von der Weser sieht man längere Zeit zwar nichts, dafür jede Menge Schafe. Sie sind auf den kommenden Kilometern treue Begleiter aller Radfahrer.

Foto: Mark Schröder
Schutzhütten sind rar gesät
Schutzhütten sind auf der Strecke rar gesät. Eine der wenigen Möglichkeiten, sich bei Regen unterzustellen oder eine Rast im Schatten zu verbringen, bietet sich nach etwa 14 Kilometern direkt an der Strecke in Höhe Kleinensiel. Ohnehin sollte man sich die Tour an allzu heißen Tagen gut überlegen, denn während der Fahrt sind Schatten spendende Bäume fast nirgendwo zu finden.
In Rodenkirchen macht der Radweg einen Abstecher durch den Ort. Wer hungrig ist, findet hier garantiert etwas. Für Kulturhungrige dagegen empfiehlt sich ein kleiner Umweg von etwa 2,5 Kilometern zum Bronzezeithaus – der Nachbau des ältesten bisher nachgewiesenen Bauernhauses in der deutschen Küstenmarsch. Informationen dazu gibt es unter www.bronzezeithaus.de.
Nach rund 27 gefahrenen Kilometern verlassen wir den Weser-Radweg, um nach ein paar Hundert Metern die Schnellfähre Sandstedt–Brake zu entern. Für 2,40 Euro werden Radfahrer ans andere Ufer gebracht (Kinder: 1,80 Euro). Einen Imbiss auf der Fähre sucht man derzeit vergebens. Auf der nur etwa fünfminütigen Fahrt bleibt allerdings genug Zeit für eine Toilettenpause.
Auf zur „Weserperle“
Vorbei an den Campingplätzen Sandstedt und Rechtenfleth geht es nun flussabwärts. Wer die Weser-Radweg-App zur Orientierung nutzt, muss nun von der Hauptroute der siebten Etappe zur Alternativroute wechseln, die östlich der Weser von Bremen nach Bremerhaven führt.
Den Fluss immer an der Seite, strampelt man dem nächsten Höhepunkt der Tour entgegen: der „Weserperle“. Wo bis zur Eröffnung des Wesertunnels im Jahr 2004 noch die Fähre nach Kleinensiel abgelegt hat, wartet seit 2014 die rustikale Strandbar auf Gäste. Nach 38 Kilometern Radtour die Füße in den Sand graben und mit einem kühlen Getränk und ein paar Pommes auf die Weser schauen – es braucht einiges an Überwindung, um sich irgendwann wieder auf den Weg zu machen.

Foto: Mark Schröder
Das Beste kommt zum Schluss
Doch noch warten rund 15 Kilometer auf die nicht mehr ganz so frischen Beine. Die Belohnung für die Mühen folgt allerdings prompt, denn die Tour führt durch das größte Naturschutzgebiet im Land Bremen: die Luneplate. Wasserbüffel und Galloway-Rinder sowie diverse Vogelarten haben hier ihr Zuhause (Tipp: unbedingt das Fernglas einpacken). Am Ende des Weges wartet ein Info-Pavillon auf alle, die mehr über das soeben Gesehene erfahren möchten.
Nach dem Motto „Das Beste kommt zum Schluss“ wird der Lunedeich erklommen. Die letzten Kilometer bis zum Ziel sind nicht nur unvergesslich, sondern auch gefährlich: Die Augen kleben dermaßen am Bild der immer näher kommenden Großstadt Bremerhaven, dass man des öfteren vom Weg abzukommen droht.
Den Lunedeich vor Augen
Nach knapp 53 Kilometern haben wir den Ausgangspunkt, die Weserfähre, wieder erreicht. Wer von der Tour ebenso begeistert ist wie ich, der kann sich gleich doppelt freuen: Denn die Route kann problemlos auch in entgegengesetzter Richtung in Angriff genommen werden; die Wegweiser sind für beide Strecken vorhanden. Und die Fahrt mit der Weserfähre in Richtung Bremerhaven taugt für einen gelungenen Abschluss ebenfalls.
