Ziegelei Bevern

In der Ziegelei Pape in Bevern wurden Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Gebäude auf dem Gelände errichtet. 1974 wurde der Betrieb eingestellt.

Foto: vk

FJ Zeven

Bevern

Alte Ziegelei in Bevern: Zeitreise in eine vergangene Welt

25. Juli 2022 // 13:01

Viele Leute machen sich seit der Corona-Zeit auf, einmal die nähere Umgebung zu erkunden. Ein braunes Schild weist den Weg in Bevern zur Ziegelei Pape. Ein wunderbar erhaltenes Industriedenkmal, am Ortsrand gelegen. Es lohnt sich, einmal in die Welt der Ziegler einzutauchen. Entweder allein oder mit einer geführten Gruppe.

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Frank von Marillac und Hans Rademaker vom Vorstand des Ziegelei-Fördervereins bieten solche Führungen an. Es ist faszinierend, was sich die Männer, die beruflich nichts mit der Ziegelproduktion zu tun hatten, an Wissen angeeignet haben. Es macht Spaß, sich von ihrer Leidenschaft anstecken zu lassen, ja man hört die Ziegler förmlich keuchen und die Maschinen rattern, wenn die beiden von der Arbeit in früheren Zeiten erzählen. Das Gelände lässt sich aber auch gut allein erkunden. Anhand diverser, mit Texten, Fotos und grafischen Darstellungen gespickter Schau- und Infotafeln kann man die traditionelle Ziegelherstellung
bestens nachvollziehen, muss dann aber auf so manche Anekdote verzichten.

Im ältesten Gebäude auf dem Ziegeleigelände, der Mitte des 19. Jahrhunderts errichteten Tretbahn, lässt sich gut nachvollziehen, wie Ziegelsteine im alten Handstrichverfahren hergestellt wurden. Kinder dürfen sogar ausgiebig mit Lehm matschen und mit den Klumpen die Handformen füllen. Dazu müssen Gruppen allerdings das „Lehmklassenzimmer“ buchen.

Wanderarbeiter aus Lippe

200 Ziegel pro Tag schaffte man nach dem alten Verfahren. Wanderarbeiter aus Lippe erledigten die schwere Arbeit. Zuerst schliefen sie während der von April bis Oktober dauernden Saison in den Schuppen auf dem Gelände, ab 1885 im neu errichteten Arbeiterhaus, das heute ein kleines Museum beherbergt. 1912 investierte die Ziegelei kräftig in den Ausbau der Anlage. Gebaut wurden ein Hoffmannscher Ringofen und ein Maschinenhaus, in dem die Rohlinge nun maschinell gepresst wurden. Durch die neue Technik ließ sich die Produktion auf 6500 Ziegel pro Tag steigern.

Der Ringofen, um den die lang gestreckten Trockenschuppen U-förmig angeordnet sind, ist zweifellos das Herz der Anlage. In Bevern ist der Komplex wunderbar erhalten. Besucher können durch den Ofen schlendern und auch die Treppe zum Schürboden hinaufgehen. Von dort oben wurden die 16 Brennkammern einst mit Kohle befeuert.
Einer grafischen Darstellung am Eingang zum Ringofen ist zu entnehmen, wie die komplizierte Technik funktionierte. Rademaker und von Marillac laufen spätestens hier zur Höchstform auf. Sie erklären den komplexen Brennvorgang beim Gang durch den Ofen mit so viel Leidenschaft, dass auch Laien ihn verstehen. Übrigens: Die urigen Räumlichkeiten werden heute auch für verschiedene Veranstaltungen genutzt. Im Ringofen wurden schon Hochzeiten gefeiert und auf dem Schürboden Lesungen veranstaltet. Das Thalia-Theater führte eine szenische Lesung auf und auch Weihnachtsmärkte lassen sich auf dem Ziegeleigelände gut veranstalten.

Alte Ziegelei Bevern

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Alte Ziegelei Bevern

© vk

Alte Ziegelei Bevern

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Alte Ziegelei Bevern

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Gepflegtes Areal

Schraubern und motorvernarrten Besuchern dürfte das Herz im Maschinenhaus aufgehen. Dort treibt ein 14 PS-starker Teeröldieselmotor mit 17 Litern Hubraum die Walzwerke an. Bei Führungen wird er angeworfen und es knattert und rattert gewaltig im kleinen Gebäude. Neben all der Technik lädt das gut gepflegte Areal auch zum Entspannen ein.

Ein idyllischer Wanderweg führt rund um die ehemaligen Lehmkuhlen, auf denen heute Seerosen schwimmen. Bei Führungen kann man nicht nur Kaffee und Kuchen, sondern auch eine Fahrt mit der Feldbahn dazubuchen und sich in Loren vom Nord- zum Südbahnhof bringen lassen. Anderthalb Stunden dauert so eine Führung, aber die Zeit vergeht, wie viele Besucher nachher sagten, wie im Flug. Die Herren Rademaker, von Marillac und Co. sorgen dafür, dass die Gäste ganz tief in die versunkene Welt der Ziegler eintauchen.

Informationen

Öffnungszeiten: Bis Ende September ist jeden ersten und dritten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr für Besucher geöffnet.

Eintritt: Kostet 3 Euro. Besichtigungen nach vorheriger Vereinbarung.

Kontakt: E-Mail: info@ziegelei-bevern.de oder Telefon (04767) 333600 sind.

Sie möchten die Ziegelei gerne näher kennenlernen?

Dann buchen Sie eine Ziegelei-Führung. In ca. 1,5 Stunden erfahren Sie unter kompetenter Anleitung viele interessante Details über die Tongrube, die Maschinenanlagen, den Ringofen und das Leben der Ziegeler in früheren Zeiten. Den alten Dieselmotor sowie die damit angetriebenen Aggregate können sie „live“ erleben. Bei trockenem Wetter lohnt sich auch eine Fahrt mit unserer Feldbahn. Auch für Ihr leibliches Wohl sorgen wir gerne mit Kaffee und Kuchen.